Wissensmanagement mit Umfragen messbar machen

Eine schlanke, anonyme Befragung kann ein belastbares Stimmungsbild für Wissensmanagement‑Verantwortliche liefern: wie in der Organisation mit Wissen umgegangen wird und wo wissensförderliche Rahmenbedingungen fehlen bzw. gezielt ausgebaut werden sollten. Sie schafft eine gemeinsame Ausgangsbasis für Entscheidungen im Wissensmanagement, priorisiert Handlungsfelder und macht auch Stimmen hörbar, die sich im Alltag selten zu Wort melden. So wird das häufig diffuse Thema Wissensmanagement messbar, anschlussfähig und über die Zeit vergleichbar.

Orientierungsrahmen

Für die inhaltliche Abdeckung empfehle ich das Wissensgarten-Modell nach Gabriele Vollmar als Orientierungsraster. Es dient hierbei als Abdeckungs‑Check und hilft bei der Konstruktion der Fragen/Aussagen, alle relevanten Bereiche im Wissensmanagement mitzudenken, damit keine blinden Flecken entstehen.

  • Organisation & Prozesse (wissensorientierte Abläufe, Rollen, Übergaben/Reflexionen)
  • Strategie (Ausrichtung, Wissensziele, Nutzen)
  • Mensch (Fähigkeiten, Freiräume, Unterstützung)
  • Kultur (gelebte Werte & Praktiken)
  • Infrastruktur (digitale & physische Arbeitsumgebung)

Fragebogen

Form der Items (Items = die einzelnen Fragen/Aussagen im Fragebogen): Verwende Aussagen statt Fragen (siehe Beispiele unter „Trennschärfe“). Nutze eine 4‑ oder 6‑stufige Zustimmungsskala von „Stimme überhaupt nicht zu“ bis „Stimme vollständig zu“, um einen neutralen Mittelpunkt – wie bei 3‑ oder 5‑stufigen Skalen – zu vermeiden. Das reduziert Ausweichantworten und erzwingt eine klare Richtung der Einschätzung. Beschrifte alle Stufen (keine reinen Endpunkt‑Labels) und setze „Keine Einschätzung möglich“ nur dort ein, wo es sachlich nicht beurteilbar sein könnte (z. B. kein Kontakt zum Thema), damit es nicht zum Ersatz‑Neutralpunkt wird.

Umfang: Plane insgesamt 10-20 Aussagen und decke jeden Wissensmanagement‑Bereich (siehe Wissensgarten-Modell) mit mindestens zwei Items ab.

Wiederholbarkeit: Formuliere zeitstabil (bspw. ohne IT-Tool‑ oder Methodennamen), damit sich Ergebnisse über die Zeit direkt vergleichen lassen; gleiches Wording und dieselbe Skala sichern die Vergleichbarkeit (Ziel: belastbare Wiederholungen nach 2 bis 4 Jahren).

Trennschärfe: nur eine Dimension pro Aussage. Gemeint ist der eine inhaltliche Aspekt, den eine Frage/Aussage misst. Vermeide doppelte Dimensionen („Doppelfragen“) und bleib pro Item bei einem Gedankengang.

Don’t: „Ich fühle mich bei Veränderungen angemessen informiert und eingebunden.“ (zwei Dimensionen: informiert und eingebunden → trennen)

Beispiel‑Aussagen je Wissensmanagement-Bereich:

  • Strategie: „Mir sind die Ziele des Wissensmanagements in unserer Organisation bekannt.“
  • Mensch: „Während der Arbeitszeit habe ich die Freiheit, eigenständig Wissen zu arbeitsbezogenen Themen zu vertiefen (z. B. Artikel, Videos, Podcasts).“
  • Kultur: „Ich habe das Gefühl, alles fragen zu können, ohne verbal oder nonverbal verurteilt oder bewertet zu werden.“
  • Infrastruktur: „Die natürlichen Begegnungsräume (z. B. Tee-/Kaffeeküchen, Flure, Atrium) laden zum Austausch mit Kolleg*innen ein.“
  • Organisation & Prozesse: „Führungskräfte achten darauf, dass beim Ausscheiden von Kolleg*innen deren Wissen gesichert bzw. weitergegeben wird.“

Validierung der Fragen/Aussagen

Eine Validierung ist wichtig, da Begriffe je nach Bezugsrahmen unterschiedlich verstanden bzw. unterschiedlich geläufig sind. Fragen/Aussagen rufen je nach Kontext andere Beispiele, Situationen und Assoziationen hervor. Eine kurze Validierung deckt Missverständnisse, Mehrdeutigkeiten und Fachjargon auf und stellt sicher, dass Items tatsächlich das messen, was sie messen sollen.

Empfohlene Methode: Think‑Aloud

  • Setting: 1:1‑Gespräch (erfahrungsgemäß ca. 20–40 Min. bei 10–15 Items), freiwillige Tester*innen aus verschiedenen Bereichen.
  • Start: Ziel und Vorgehen kurz erklären; Testperson explizit instruieren, beim Lesen alle Gedanken/Assoziationen auszusprechen und unbekannte/unklare Wörter zu benennen; Erwartungshaltung anhand eines kurzen Beispiels vormachen.
  • Ablauf: Testperson liest jede Frage/Aussage laut zum ersten Mal und verbalisiert. Du musst das nicht bei jedem Item aktiv abfragen; bei Bedarf gezielt nachhaken: „Woran denkst du bei XY?“, „Welche Situation/Beispiel hast du hierbei im Kopf?“. Achte darauf, ob Passagen oder einzelne Wörter doppelt gelesen werden, das sind Hinweise auf holprige Stellen.
  • Dokumentation: Notiere Assoziationen, genannte Beispiele, Stolperstellen, unklare Begriffe, Re‑Reads, abweichende Deutungen, markiere die betreffenden Formulierungen.

Nachdem die Gespräche abgeschlossen sind, werden die Protokolle analysiert und die Items entsprechend überarbeitet.

Durchführung

  • Gremien früh einbinden: Betriebs-/Personalrat und (sofern vorhanden) Datenschutz.
  • Anonymität sichern: Die Befragung ist strikt anonym. Keine personenbezogenen Merkmale erfassen, IP-/Login-Tracking und E‑Mail‑Logs im Tool deaktivieren. Anonymität ist die Grundlage für ehrliches Feedback und den Schutz der Mitarbeitenden.
  • Optional: Segmentierung (Abteilung/Standort/Rolle): Wenn du zusätzliche Merkmale abfragst, achte strikt auf Anonymität. Faustregel: Frage ein Segmentmerkmal nicht ab, wenn eine der daraus entstehenden Gruppen ≤ 5 Personen umfasst; wähle dann eine gröbere Einheit (z. B. Abteilung). Die Gremien sollten diese Schwelle mitprüfen.
  • Laufzeit & Reminder: Üblich sind ~2 Wochen; Reminder zu Start, Mitte, 1–2 Tage vor Schluss. Danach Danke & Ausblick („Wann kommt die Auswertung?“).

Auswertung/Maßnahmen

  • Antwortoptionen nummerieren: Weise den sechs Antwortoptionen konsistent Zahlen zu (1 = „Stimme vollständig zu“ … 6 = „Stimme überhaupt nicht zu“ – oder umgekehrt; Hauptsache einheitlich).
  • Median bilden: Je Item den Median berechnen. Warum Median? Kurz: Es ist eine Ordinalskala; der Durchschnitt setzt gleiche Abstände voraus und ist hier weniger geeignet.
  • Schwellen & Priorisierung: Ich empfehle spätestens zu handeln, wenn der Median „Stimme eher nicht zu“ (oder schlechterem) entspricht. Bei knapper Kapazität zuerst Items mit schlechterem Ergebnis adressieren. Wenn insgesamt gute Werte vorliegen, können auch Items mit Median „stimme eher zu“ durch Maßnahmen adressiert werden.
  • Nächster Schritt: Auf Basis der auffälligen Items Maßnahmen ableiten (siehe Beispiel unten) und Verantwortlichkeiten/Zeitfenster festlegen.

Beispiel-Maßnahme aus der Praxis:

  • Befund: Niedrige Zustimmung zur Aussage „Nach abgeschlossenen Ereignissen reflektieren wir …“ im Marketing-Team.
  • Analyse: Events wurden nicht als Projekte gezählt – daher keine Reflexion (Lessons Learned).
  • Maßnahme: Lessons Learned auch nach internen Events eingeführt. Verantwortlich: Teamleitung Marketing. Zwei Upskilling‑Termine mit dem Projekt-Team, erste Retrospektive begleitet, danach eigenständig.

Ergebnisse transparent teilen: Veröffentliche die Ergebnisse zeitnah intern (Vorstellung im Idealfall mit Q&A), benenne klar die folgenden Maßnahmen inklusive Verantwortlichkeiten und Zeithorizont und halte den Fortschritt sichtbar.

Wiederholung: Halte Kern‑Items konstant, dokumentiere Versionierungen und prüfe abhängig vom Maßnahmenfortschritt nach 2 bis 4 Jahren eine Wiederholung, um Entwicklungen im Zeitverlauf zu sehen.

Fazit

Eine anonyme, schlanke Befragung macht Wissensmanagement greifbar: Sie zeigt, wie in der Organisation mit Wissen umgegangen wird und wo wissensförderliche Rahmenbedingungen fehlen oder ausgebaut werden sollten. Der Wissensgarten hilft, alle Bereiche abzudecken; sauber formulierte und validierte Fragen/Aussagen mit 4‑/6‑stufiger Skala (ohne Neutralpunkt) liefern belastbare Daten. Wichtig sind transparente Ergebnisrückmeldung, klare Maßnahmen mit Verantwortlichkeiten und eine Wiederholung nach 2 bis 4 Jahren. So wird aus dem Stimmungsbild ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess.


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Wikithon: Eine Methode, dein Wiki lebendig zu halten

Wie bleibt ein Wiki langfristig aktuell und nützlich? Eine einfache Methode hierfür ist der Wikithon – eine gemeinschaftliche Aktion, die das Wiki in den Mittelpunkt stellt und die Möglichkeit bietet, die Wissenskultur zu fördern.

Ein Wikithon ist eine konzentrierte, zeitlich begrenzte und sich im Idealfall wiederholende Aktion, bei welcher eine Personengruppe (vom Fachteam bis zur gesamten Organisation) gemeinsam das organisationsinterne Wiki durchstöbert, neue Inhalte erstellt oder bestehende erweitert. Der Begriff “Wikithon” kombiniert die Wörter “Wiki” und “Marathon”, ähnlich wie beim Hackathon. Der zeitliche Umfang ist dabei sehr flexibel und richtet sich nach der Zielsetzung und dem Commitment der Führungskräfte – von wenigen Stunden bis hin zu mehreren Tagen.

Ein Wikithon ersetzt jedoch nicht die kontinuierliche Wiki-Arbeit im Alltag, sondern dient viel mehr als zusätzliche und intensive Ergänzung.

Ein wichtiger Bestandteil eines Wikithons sind sogenannte Wiki-Walks, bei denen die Teilnehmenden ohne ein festes Ziel durch das bestehende Wiki “spazieren” und vorhandene Seiten durchstöbern, um neue Ideen zu entwickeln, Inhalte zu verknüpfen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren.

Ziele eines Wikithons

Ein Wikithon verfolgt mehrere Ziele, um das Enterprise Wiki als Wissensmanagement-Werkzeug zu stärken:

  • Lernen und Wissen teilen: Neues Wissen aufbauen und das eigene Wissen mit anderen teilen.
  • Qualitäts- und Strukturoptimierung: Aktualisierung und Verbesserung bestehender Inhalte sowie Optimierung der Wiki-Navigation und -Struktur.
  • Nutzung steigern: Förderung der aktiven Nutzung des Wikis durch ein gesteigertes Bewusstsein und neue Inhalte.

Mehrwert

Ein Wikithon bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die sowohl den Mitarbeitenden als auch der Organisation insgesamt zugutekommen:

  • Förderung des Wissensaustauschs: Mitarbeitende können ihr Wissen einbringen, voneinander lernen und bestehendes Wissen gemeinsam weiterentwickeln. Dies stärkt den offenen Umgang mit Wissen innerhalb der Organisation.
  • Teamentwicklung und Vernetzung: Durch die gemeinsame Arbeit am Wiki entsteht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Der Austausch und die Zusammenarbeit fördern den Teamgeist und die abteilungsübergreifende Vernetzung.
  • Qualitätsverbesserung: Bestehende Inhalte werden aktualisiert und neue Inhalte erstellt, wodurch die Relevanz, Konsistenz und Zugänglichkeit des Wissens erhöht werden.
  • Erhöhung der Nutzungsakzeptanz: Mitarbeitende, die aktiv an der Gestaltung und Pflege des Wikis mitwirken, entwickeln eine stärkere Bindung zur Plattform und nutzen diese häufiger.
  • Effizienzsteigerung im Arbeitsalltag: Ein gut gepflegtes Wiki erleichtert den Zugang zu relevanten Informationen und reduziert Suchzeiten (nach Informationen oder Wissensträger*innen), was die Effizienz im Arbeitsalltag steigert.
  • Risikominimierung bei Wissensverlust: Durch die Kodifizierung (Dokumentation) von Fachwissen im Wiki sinkt das Risiko, Fachwissen zu verlieren, wenn Mitarbeitende ausfallen oder Organisation verlassen.
  • Förderung der Innovationskraft: Das Durchstöbern und Verknüpfen von Inhalten durch Wiki-Walks kann neue Ideen und Lösungsansätze anregen.
  • Motivation und persönliche Entwicklung: Die Mitarbeit an einem Wikithon bietet die Gelegenheit, neue Fähigkeiten zu entwickeln, bestehende Kompetenzen auszubauen und das eigene Wissen sichtbar zu machen.

Ein Wikithon ist somit nicht nur eine Maßnahme zur Pflege des Wikis, sondern auch ein geeignetes Werkzeug zur Wissensbewahrung und Stärkung der Wissens- und Organisationskultur.

Aktivitäten

Innerhalb eines Wikithons gibt es verschiedene Aktivitätsmöglichkeiten, welche den Ausbau und die Verbesserung des Wikis unterstützen:

  • Wiki-Walks: Die Teilnehmenden durchstöbern das Wiki, entdecken bestehende Inhalte, verknüpfen Seiten und identifizieren Potenziale für Verbesserungen.
  • Neue Inhalte erstellen: Mitarbeitende verfassen neue Seiten für das Wiki oder erweitern bestehende.
  • Bestehende Inhalte aktualisieren und verbessern: Überprüfung und Anpassung bestehender Seiten zur Sicherstellung der inhaltlichen Korrektheit und Aktualität.
  • Struktur und Organisation optimieren: Die Navigation, Kategorien und Verlinkungen innerhalb des Wikis werden überarbeitet.
  • Veraltete Informationen bereinigen: Entfernung redundanter oder überholter Inhalte, um die Übersichtlichkeit zu gewährleisten.

Die Mitarbeitenden arbeiten dabei entweder individuell oder in Gruppen an vorher festgelegten Wissensgebieten oder erkunden und verbessern durch Wiki-Walks das gesamte Wiki, ohne spezifische Themenvorgaben. Die gemeinsame Arbeit kann entweder in einem physischen Raum oder online in Form von Videocalls oder gemeinsamen Chatgruppen erfolgen, um einen Austausch zu ermöglichen.

Fazit

Ein Wikithon ist eine flexible Methode, um die Zusammenarbeit innerhalb der Organisation zu stärken und gleichzeitig das Wiki zu verbessern. Es verbindet die Erkundung und Überarbeitung bestehender Seiten mit der Erstellung neuer Inhalte. Durch die zeitliche Flexibilität ist das Mini-Event leicht umsetzbar und ideal, um es einfach mal auszuprobieren. Warum also nicht den ersten Wikithon starten und die Vorteile selbst entdecken? Viel Spaß!

Wenn ihr gerade noch auf der Suche nach einer Wiki-Lösung seid, schaut gerne hier vorbei: Wiki-Vergleich: 6 Alternativen zu Confluence.


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Ask Me Anything: Format für bessere Change-Kommunikation

Bei Veränderungsprozessen fehlt es häufig an klarer Kommunikation oder an der aktiven Einbindung der Mitarbeitenden durch diejenigen, die für die Veränderung verantwortlich sind. Statt einfach anzunehmen, was die Belegschaft interessiert, braucht es eine offene Plattform für Austausch. Hier kommt das „Ask Me Anything“ (AMA) ins Spiel, ein Format, das für mehr Partizipation sorgt und Veränderungen transparenter gestaltet.

Über die Methode

Ein AMA ist ein Frage-Antwort-Format, bei dem eine Person oder Gruppe Fragen zu einem bestimmten Thema beantwortet – und zwar alle, die das Publikum interessieren. Ursprünglich durch das Internet, insbesondere Reddit, bekannt geworden, eignet sich das Format hervorragend, um in Organisationen offene Fragen zu neuen Projekten, Umstrukturierungen oder anderen Veränderungen zu klären.

Besonders geeignet sind AMAs für:

  • die Einführung neuer Stellen oder Rollen
  • Strukturveränderungen
  • die Vorstellung neuer Projekte oder Initiativen
  • Fragen nach wichtigen Entscheidungen oder Ankündigungen
  • Einführung neuer IT-Tools

Durchführung

Ein AMA kann sowohl online (z.B. über Videokonferenz-Tools oder Enterprise Social Networks) als auch in Präsenz oder hybrid durchgeführt werden. Jede Variante bringt unterschiedliche Herausforderungen mit sich. Es ist sinnvoll, die Session aufzuzeichnen, damit Mitarbeitende, die nicht teilnehmen konnten, diese nachholen können.

Unabhängig von der Variante kann eine Moderation hilfreich sein, um die Diskussion zu strukturieren und respektvoll zu halten. Sie erhöht jedoch das Risiko von Voreingenommenheit, da die Auswahl der Fragen subjektiv erfolgen kann.

Es gibt zwei Möglichkeiten, ein AMA durchzuführen: Fragen vorab einsammeln oder live beantworten. Beide Varianten haben ihre Vorzüge und eignen sich je nach Kontext unterschiedlich gut.

Variante 1: Fragen vorab einsammeln

Diese Methode ist sinnvoll, wenn komplexe Fragen erwartet werden, die möglicherweise eine Recherche erfordern. Sie eignet sich auch für größere Gruppen, in denen nicht alle gleichzeitig zu Wort kommen können.

Ein typischer Ablauf sieht wie folgt aus:

  1. Ankündigung: Die AMA-Session frühzeitig ankündigen, damit sich alle darauf vorbereiten können.
  2. Fragen sammeln: Fragen im Voraus einsammeln – z.B. über ein Umfrage-Tool oder per E-Mail.
  3. Vorbereitung: Die Fragen sichten, thematisch sortieren und ggf. relevante Informationen recherchieren.
  4. Durchführung:
    • Begrüßung, kurzer Überblick zum Anlass der Session und Vorstellung der Person oder Gruppe, welche die Fragen beantwortet.
    • Antworten auf die gesammelten Fragen geben und zusätzliche Fragen während der Session zulassen.
  5. Abschluss: Dank an alle Beteiligten und Zusammenfassung der wichtigsten Punkte. Angebot, offene Fragen nachträglich zu beantworten.
  6. Feedback einholen: Feedback zur Session einholen, um künftige AMAs zu verbessern.

Variante 2: Fragen live beantworten

Diese Variante fördert eine direkte, spontane und authentische Kommunikation. Eine Option zur anonymen Fragestellung kann hier helfen, auch zurückhaltende Mitarbeitende einzubinden.

Ein typischer Ablauf sieht wie folgt aus:

  1. Ankündigung: Die AMA-Session frühzeitig ankündigen, damit sich alle darauf vorbereiten können.
  2. Option zur anonymen Fragestellung: Möglichkeit bieten, Fragen vorab anonym einzureichen.
  3. Durchführung:
    • Begrüßung, kurzer Überblick zum Anlass der Session und Vorstellung der Person oder Gruppe, welche die Fragen beantwortet.
    • Fragen werden live gestellt – entweder mündlich oder schriftlich.
  4. Abschluss: Dank an alle Beteiligten und Zusammenfassung der wichtigsten Punkte. Angebot, bei Bedarf kontaktiert zu werden, um weitere Fragen oder Bedenken zu besprechen.
  5. Feedback einholen: Feedback zur Session einholen, um künftige AMAs zu verbessern.

Nachbereitung

Nach der AMA-Session sollte das Team, welches das Event organisiert hat, ein Lessons Learned ansetzen, um das Feedback zu verarbeiten und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren. Zudem sollten die gestellten Fragen und Antworten dokumentiert und für alle zugänglich gemacht werden – beispielsweise im Wiki, Blog oder Intranet.

Fazit

Das “Ask Me Anything”-Format kann dabei helfen, Veränderungen besser zu kommunizieren, indem es Transparenz schafft und Mitarbeitende aktiv einbindet. Egal, ob Fragen im Voraus gesammelt oder live beantwortet werden, ob online, hybrid oder in Präsenz – AMA-Sessions sind flexibel und leicht umsetzbar. Letztlich können sie Missverständnisse vermeiden und die Akzeptanz von Veränderungen erhöhen. Zusätzlich fördern sie eine Kultur des offenen Austauschs und der Zusammenarbeit.

Probier das Format doch einfach mal aus – ich wünsche viel Spaß dabei!


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Nützliche MediaWiki-Erweiterungen

MediaWiki zählt zu den führenden Wiki-Systemen und ist möglicherweise sogar das am weitesten verbreitete. Dies verdankt es seiner vielfältigen Anpassungsfähigkeit und vor allem seiner Prominenz durch die Wikipedia, welche auf MediaWiki basiert.

Wie auch andere Open-Source-Wikis lebt MediaWiki von den vielen durch die Community entwickelten Erweiterungen. Doch mit rund 1.500 verfügbaren Add-ons gibt es zu viele, um den Überblick zu behalten.

Daher möchte ich hier einige der, meiner Meinung nach, nützlichsten MediaWiki-Extensions vorstellen. Natürlich ist die Auswahl stark von den individuellen Anforderungen abhängig, doch die folgenden Erweiterungen dürften jedes MediaWiki bereichern.

Wer sich für weitere Wiki-Lösungen interessiert und erfahren möchte, wie diese im Vergleich zueinander abschneiden, sollte einen Blick auf den folgenden Artikel werfen: Wiki-Vergleich: 6 Alternativen zu Confluence

Die Erweiterungen im Überblick

Vorweg: Erweiterungen (oder im Englischen “extensions”) sind von der Community programmierte Zusatzmodule, die spezifische Funktionen und Features zur Basisinstallation von MediaWiki hinzufügen.

Die folgenden Extensions sind in keiner besonderen Reihenfolge aufgelistet und ebenso wie MediaWiki und die meisten anderen Erweiterungen alle Open Source.

Erweiterungen, welche ebenfalls hilfreich sind, jedoch bei der Installation von MediaWiki mitinstalliert werden können (wie Replace Text, Thanks, MultimediaViewer oder VisualEditor), werden in diesem Artikel nicht berücksichtigt.

LinkTitles – automatisches Verlinken

Die Entdeckung dieser Erweiterung hat mich besonders gefreut, da sie eine fundamentale Funktionsweise des Wiki-Prinzips erleichtert: das Verlinken von Seiten.

LinkTitles automatisiert das Verlinken von Seiten anhand der im Text vorkommenden Wörter oder Wortkombinationen. Wenn die Standardeinstellungen beibehalten werden, passiert dies bei jedem Speichervorgang. Zudem gibt es eine Spezialseite (Spezial:LinkTitles), über welche der Prozess über alle Seiten hinweg angestoßen werden kann. Natürlich ist es nach wie vor möglich, Verlinkungen händisch hinzuzufügen. Ich finde diese Extension besonders hilfreich, wenn die Anzahl der Wiki-Seiten den Bereich des Überschaubaren überschreitet.

Beispiel: Wenn ich den Satz “Lessons Learned ist eine Methode aus dem Wissensmanagement.” in eine Seite einfüge und es zu “Lessons Learned” und “Wissensmanagement” bereits Seiten im Wiki gibt, werden diese Begriffe automatisch verlinkt.

LinkTitles-Beispiel

Lingo – Glossar/Abkürzungen

Lingo bietet die Möglichkeit, ein zentrales Glossar zu erstellen, welches die definierten Begriffe auf anderen Seiten erkennt und die hinterlegten Definitionen dieser anzeigt, wenn mit der Maus über sie gehovert wird.

Ich nutze die Erweiterung jedoch gerne in einer etwas abgewandelten Form, nämlich als Abkürzungsverzeichnis. Die übrige Funktionalität bleibt unverändert. Sobald eine zuvor im Abkürzungsverzeichnis definierte Abkürzung in einem beliebigen Teil des Wikis auftaucht, wird sie visuell hervorgehoben und ihre Bedeutung erscheint beim Überfahren mit der Maus.

MediaWiki Lingo Extension
Screenshot der Lingo-Erweiterung, Link

Für eine Glossar-Seite hatte ich bisher keinen Bedarf, da ich der Ansicht bin, dass zu erklärende Begriffe in der Regel relevant genug sind, um für diese eine dedizierte Seite im Wiki anzulegen. Durch die Verwendung von der oben vorgestellten Erweiterung LinkTitels wird dann auch diese automatisch verlinkt und unter Verwendung der nachfolgenden Erweiterung “Popups” beim Mouseover erklärt.

Damit die erstellte Seite von der Erweiterung als zentrales Glossar erkannt und genutzt wird, muss diese den Namen “Glossar” haben (angenommen, das MediaWiki wurde auf Deutsch eingerichtet).

Wenn die Seite, auf welcher die Begriffe/Abkürzungen definiert werden, einen anderen Namen als “Glossar” haben soll (zum Beispiel “Abkürzungen”), muss dies auf der Config-Seite “MediaWiki:Lingo-terminologypagename” geändert werden.


DynamicPageList3 – Listen dynamisch erzeugen

DynamicPageList3 erzeugt automatisch Listen von Wiki-Seiten anhand definierter Kriterien wie Kategorien, Namensräumen, Vorlagennutzung, Titelmustern oder Links.

Praktisch für Übersichtsseiten: Wenn ich eine Wiki-Seite zu “Software XY” habe und dort alle Anleitungen zu dieser Software anzeigen möchte, die als eigene Wiki-Seiten existieren, kann ich das automatisch per Abfrage erledigen. Die Liste aktualisiert sich selbst, sobald neue Anleitungen hinzukommen, bestehende zusammengeführt werden oder Seiten entfernt werden. Beispielsweise durch eine Abfrage der Kategorien “Software XY” und “Anleitung”.

Beispiel (einfache Abfrage):
Listet alle Seiten auf, die in den Kategorien Software XY und Anleitung sind.

<dpl>
category = Software XY
category = Anleitung
</dpl>

Die Ausgabe kann mit weiteren Parametern flexibel angepasst werden, etwa um die Reihenfolge der Ergebnisse zu steuern, eine maximale Anzahl an Einträgen festzulegen oder zu bestimmen, wonach sortiert werden soll (zum Beispiel nach Seitentitel, Erstellungsdatum oder letzter Bearbeitung).

Beispiel (erweiterte Abfrage):
Hier kommen zusätzliche Parameter hinzu.

<dpl>
category=Software XY
category=Anleitung
ordermethod=lastedit
order=descending
count=10
</dpl>

Erklärung der Zusatzparameter:

  • ordermethod=lastedit sortiert die Ergebnisse nach dem Datum der letzten Bearbeitung.
  • order=descending sorgt dafür, dass die neuesten Seiten zuerst angezeigt werden.
  • count=10 begrenzt die Ausgabe auf maximal zehn Einträge.

Popups – Seitenvorschau

Auf die folgende Erweiterung stieß ich das erste Mal 2017, als ich mein erstes MediaWiki aufsetzte. Ich wunderte mich, dass ich keine Vorschau der Seiten erhalte, wenn ich über interne Links hover, wie ich es von Wikipedia gewohnt war.

Popups zeigt beim hovern über einen internen Link mit der Maus eine kleine Vorschau des verlinkten Artikels an, bestehend aus den ersten Textzeilen und dem ersten Bild (falls verfügbar). Dies bietet Nutzer*innen einen schnellen Einblick in den Inhalt, ohne die aktuelle Seite verlassen zu müssen.

Screenshot der Popups-Funktionalität in einem Test-MediaWiki.

ContainerFilter – Inhaltsfilterung

ContainerFilter ermöglicht die Integration eines Suchfeldes innerhalb einer Wiki-Seite, die Eingaben in Echtzeit in festgelegten Bereichen (standardmäßig Tabellen) dieser Seiten filtert.

Beispiel: Wenn ich auf einer Seite eine große Tabelle habe, kann ich den ContainerFilter verwenden, um auf der Seite in Echtzeit innerhalb dieser Tabelle zu filtern. Alle Einträger innerhalb dieser Tabelle, die nicht mit der Eingabe übereinstimmen, verschwinden umgehend.

MediaWiki ContainerFilter Extension
ContainerFilter anhand einer fiktiven Yellow-Pages-Seite

CirrusSearch – verbesserte Suche

CirrusSearch ist eine weit verbreitete und leistungsfähige Suchfunktion basierend auf Elasticsearch, welche die Volltextsuche im Wiki verbessert. Es ermöglicht schnellere und genauere Suchergebnisse als die Standard-Suche.


MobileFrontend – mobile Ansicht

MobileFrontend optimiert MediaWiki-Seiten für mobile Endgeräte, wodurch sie einfacher auf diesen nutzbar sind. Nicht alle MediaWiki-Skins (auch als Themes oder Templates bekannt) benötigen diese Erweiterung, da einige bereits über eigenständige, mobilfreundliche Oberfläche verfügen. Der Standardskin von MediaWiki, “Vector”, hingegen erfordert die Erweiterung, um mobile-friendly zu sein.

Am besten lässt sich der Nutzen im direkten visuellen Vergleich transportieren.

Mobile Ansicht ohne (links) vs. mit (rechts) Extension “MobileFrontend”

SandboxLink – eigene Spielwiese

Eine Sandbox (im Deutschen oft als Sandkasten oder Spielwiese übersetzt) ist im Wiki-Kontext ein spezieller Bereich, in welchem Nutzer*innen experimentieren und üben können, ohne den Hauptinhalt des Wikis zu beeinträchtigen. Sie dient als Testumgebung, um das Bearbeiten zu lernen, neue Funktionen zu testen oder Änderungen vorzubereiten, bevor sie live gehen.

Die Erweiterung SandboxLink fügt für alle angemeldeten Nutzer*innen einen individuellen Link zu ihrer persönlichen Sandbox hinzu.

Eigener “Spielwiese”-Link im Menü aller Nutzer*innen

Semantic MediaWiki – Datenstrukturierung

Semantic MediaWiki (kurz SMW) erweitert die Funktionalität von MediaWiki, sodass Daten innerhalb des Wikis strukturiert zu speichern und abzufragen.

Das folgende Beispiel veranschaulicht, wie SMW eingesetzt werden kann, um Produkten spezifische Kriterien zuzuordnen und diese anschließend danach zu filtern.

Schritt 1 – Seitenerstellung für jedes Produkt: Für jedes Produkt muss eine eigene Wiki-Seite erstellt werden. Neben allen weiteren Informationen auf dieser Seite müssen semantische Tags hinzugefügt werden, die wichtige Informationen über das Produkt speichern. Für dieses Beispiel wurden einer Produktseite die folgenden Tags hinzugefügt:

[[Kategorie:Produkt]]
[[Kategorie:Elektronik]]
[[Produktname::Smartphone X]]
[[Preis::799]]
[[Hersteller::TechGuru]]

Schritt 2 – Abfragen von Daten: Nun kann SMW genutzt werden, um Produkte zum Beispiel auf einer anderen Wiki-Seite nach spezifischen Kriterien zu filtern und beispielsweise tabellarisch aufzuführen. Hier ist ein Beispiel für eine solche Abfrage:

{{#ask: [[Kategorie:Produkt]] [[Kategorie:Elektronik]] [[Preis::<1000]]
| ?Produktname
| ?Preis
| ?Hersteller
| format=table
}}

Diese Abfrage erzeugt eine Tabelle aller Elektronikprodukte, die weniger als 1000 Euro kosten.


HitCounters – Seitenaufrufe

HitCounters fügt eine Funktionalität zur Erfassung und Anzeige von Seitenaufrufen hinzu. Es ermöglicht somit, die Popularität einzelner Seiten zu identifizieren.

MediaWiki HitCounters Extension
Anzeige der Seitenaufrufe im Footer jeder Seite

Zudem fügt die Erweiterung eine neue Spezialseite namens Spezial:Beliebteste_Seiten hinzu, auf welcher alle Wiki-Seiten nach der Anzahl ihrer Seitenaufrufe absteigend aufgelistet werden.

MediaWiki HitCounters Extension Specialpage
HitCounters Spezialseite “Beliebteste Seiten”

GuidedTour – interaktive Führungen

Die GuidedTour-Erweiterung bietet ein Framework für die Erstellung interaktiver Führungen innerhalb von MediaWiki. Diese “geführten Touren” führen Nutzer*innen schrittweise durch typische Workflows wie das Bearbeiten einer Seite oder das Hochladen eines Bildes, mit Dialogfeldern, die Anweisungen oder Tipps geben.

Mit der Extension kommt eine optionale bereits eingerichtete Tour, welche zeigt, wie Nutzer*innen ihre erste Bearbeitung durchführen können. Weitere Touren müssen eigenständig erstellt werden.


Admin Links – zentrales Admin-Dashboard

Die Erweiterung Admin Links fügt MediaWiki eine Spezialseite namens Spezial:AdminLinks hinzu, die als zentrales Dashboard für Administrator*innen dient. Dort werden häufig genutzte Links zu administrativen Aufgaben übersichtlich gruppiert angezeigt, zum Beispiel zur Bearbeitung der Navigation, Verwaltung der Benutzer*innen oder mit einem Direktlink zur Seite, um CSS-Schnipsel hinzuzufügen oder zu bearbeiten.

Bildschirmfoto der MediaWiki-Spezialseite „Adminlinks“. Die Seite ist in vier Bereiche mit fettgedruckten Überschriften und blauen Linklisten gegliedert. Unter „Allgemein“: „Statistik“, „Version“, „Spezialseiten“, „Logbücher“, „MediaWiki-Systemnachrichten“, „Seitenleiste bearbeiten“, „CSS bearbeiten“, „Namen der Hauptseite bearbeiten“, „Text ersetzen“. Unter „Benutzer“: „Benutzerverzeichnis“, „Benutzerkonto anlegen“, „Benutzerrechte“, „Benutzerkontenanträge bestätigen“, „Anmeldedaten des Benutzers“. Unter „Durchsehen und Suchen“: „Alle Seiten“, „Dateiliste“, „Suche“. Unter „Importieren und Exportieren“: „Seiten exportieren“, „Seiten importieren“.
Spezialseite (Dashboard) der Erweiterung

Der Link zu der Admin-Linksammlung erscheint bei allen mit den entsprechenden Rechten in der persönlichen Werkzeugleiste. Besonders praktisch: Andere Erweiterungen können eigene Links auf dieser Seite ergänzen, wodurch das Dashboard automatisch erweitert wird.

Bildschirmfoto der Benutzer*innen-Menüleiste in MediaWiki. Rechts oben ist ein Profil-Icon mit geöffnetem Dropdown-Menü zu sehen. Die Menüeinträge sind von oben nach unten: „Diskussion“ mit Sprechblasen-Symbol, „Adminlinks“ als blauer Linktext, „Einstellungen“ mit Zahnrad-Symbol, „Beiträge“ mit Listen-Symbol und „Abmelden“ mit Pfeil-Symbol.
Eigener “Adminlinks”-Link im Menü aller Nutzer*innen

Zusatz

Zuletzt möchte ich eine MediaWiki-Ergänzung erwähnen, welche jedoch technisch gesehen keine Erweiterung darstellt, sondern einen sogenannten “Skin” (aus anderen Kontexten als Theme oder Template bekannt).

Es handelt sich um den Skin “Citizen“, welcher ursprünglich für das Star Citizen Wiki (ja, das ist tatsächlich ein MediaWiki) entwickelt wurde.

Besondere Merkmale:

  • responsives Layout – responsiv und anpassungsfähig an verschiedene Bildschirmgrößen
  • Light-/Dark Mode – Wechsel zwischen hellem und dunklem Modus
  • Lesepräferenzen – Anpassung der Seitenbreite, Schriftgröße und Zeilenhöhe
  • einklappbare Abschnitte – Artikelabschnitte sind ein- und ausklappbar
  • mitscrollendes Inhaltsverzeichnis – Zugriff auf das Inhaltsverzeichnis überall im Artikel
  • progressive Web-App – bietet ein App-ähnliches Erlebnis

Und so sieht dann beispielsweise eine MediaWiki-Seite aus, wenn das System den Skin “Citizen” verwendet.

Screenshot des Citizen Skins von Alistair3149 – Own work, CC BY-SA 4.0, Link

MediaWiki Logo von Serhio Magpie – Own work, CC BY-SA 4.0, Link

Unscharfes Bild im Hintergrund des Titelbildes von WebFactory Ltd auf Unsplash.

Wiki-Gardening in Firmenwikis: Aufgaben und Teambildung

Wiki-Systeme wie MediaWiki, Confluence, DokuWiki und viele mehr können förderliche Werkzeuge für den kollaborativen Wissensaustausch in Organisationen sein. Mit der Zeit wächst die Anzahl der Seiten, und die internen Verlinkungen gestalten sich immer einfacher, bis das Wiki schließlich zur zentralen Informationsquelle innerhalb der Organisation wird.

Doch mit der steigenden Seitenanzahl wächst auch der Pflegeaufwand. Neu angelegte Seiten wollen auf bereits existierende verlinkt, Kategorien überarbeitet und Inhalte zusammengefasst werden. Da diese Aufgaben in der Regel weniger ansprechend sind als das Erstellen oder Bearbeiten von Seiten, neigen sie dazu, aufgeschoben und vernachlässigt zu werden.

Dies führt in der Konsequenz dazu, dass Seiten verwaisen, an Aktualität verlieren und Redundanzen entstehen. Mitarbeitende verlieren die Lust Inhalte zu teilen und das Wiki wird zu einem weiteren Tool, das aufgrund unzureichender Pflege auf dem Friedhof der ausprobierten IT-Tools in Vergessenheit gerät.

Um dem entgegenzuwirken, sollten sich motivierte und begeisterte Wiki-Nutzer*innen von vorneherein zusammentun und ein Wiki-Gardening-Team bilden.

Was ist Wiki-Gardening?

Wiki-Gardening ist ein Sammelbegriff für alle Tätigkeiten in einem Wiki, die über das Erstellen von Seiten hinausgehen und systematisch der Pflege, Verbesserung und Strukturierung der Inhalte dienen.

Diese Aktivitäten werden im Idealfall von einer Community aus Freiwilligen durchgeführt, die sich der Pflege und Verbesserung des Wikis verschrieben haben. In diesem Zusammenhang wird die Metapher des „Gardenings“, also der Gartenpflege verwendet, weil diese Tätigkeit eine passende Analogie bietet. Gartenarbeit beinhaltet das Jäten von Unkraut und die Pflege der Pflanzen, um sowohl die Ästhetik als auch die Ergiebigkeit des Gartens zu steigern.

Das Hauptziel der Wiki-Gärtner*innen besteht darin, es dem Rest der Wiki-Community zu ermöglichen, sich voll und ganz auf die Erstellung wertvoller Inhalte zu konzentrieren.

Gruppenbildung und Organisatorisches

Aber wer sollte in einem solchen Team sein? Die Antwort ist simpel: alle, die Lust haben, mitzuwirken. Dies gilt, solange sich nicht übermäßig viele Personen melden, was in der Praxis meist die kleinste Sorge ist.

Um die Tätigkeiten des Wiki-Gardenings angehen zu können, braucht es Mitarbeitende, die Spaß daran haben, das Wiki zu pflegen und zu verbessern. Aus diesem Grund ist die Freiwilligkeit auch so wichtig. Wird einfach durch Führungskräfte ein Personenkreis für diese Rolle bestimmt, lässt sich nur schwer eines der einleitend beschriebenen Probleme lösen.

Im Idealfall kristallisieren sich schon während der Pilotierung des Wikis Personen heraus, die ein besonderes Interesse an dessen Pflege zeigen. Diese Mitarbeitenden können direkt angesprochen werden, um ihr Interesse an einer Beteiligung am Wiki-Gardening zu klären.

Zusätzlich kann die Idee des Wiki-Gardenings innerhalb der Organisation kommuniziert und zur Partizipation eingeladen werden.

Sobald sich ein Personenkreis gefunden hat, muss dieser Aufgaben identifizieren und eine passende Regelmäßigkeit finden, in welcher sich diesen gewidmet wird.

Aufgaben im Wiki-Gardening

Die Aufgaben des Wiki-Gardenings sind ebenso unterschiedlich und individuell, wie Organisationen selbst. Da Wiki-Gardening-Teams häufig aus Power-User*innen bestehen, wissen diese selbst am besten, welche Tätigkeiten im Wiki-Alltag auf der Strecke bleiben. Genau solche Aufgaben müssen von der Gruppe regelmäßig durchgeführt werden, um das Wiki aktuell und relevant zu halten.

Hier ein paar typische Aufgaben für den Wiki-Garten (nicht alle Tätigkeiten sind in allen Wiki-Lösungen notwendig):

  • Zusammenführen von Seiten: Ähnliche oder doppelte Inhalte in eine einzige Seite verschmelzen, um Redundanz zu vermeiden.
  • Löschen von Seiten: Veraltete, irrelevant gewordene oder unangemessene Seiten entfernen.
  • Anlegen von Weiterleitungen: Nutzer*innen automatisch von einer Seite auf eine andere weiterleiten, insbesondere nach dem Verschieben oder Umbenennen von Seiten.
  • Hinzufügen von internen Verlinkungen: Navigation und Vernetzung innerhalb des Wikis durch Verknüpfung von Seiten verbessern.
  • Einsetzen von Redlinks: Links auf noch nicht existierende Seiten platzieren, um die Erstellung fehlender Inhalte anzuregen.
  • Zusammenführen von Kategorien: Ähnliche Kategorien verschmelzen, um Überschneidungen zu minimieren und die Navigation zu vereinfachen.
  • Ergänzen von Kategorien: Neue Kategorien hinzufügen, um Organisation und Auffindbarkeit von Inhalten zu verbessern.
  • Löschen von Kategorien: Überflüssige oder nicht mehr relevante Kategorien entfernen.
  • Verbesserung der Lesbarkeit und Strukturierung von Seiten
  • Optimierung der Startseite und Navigation

Für die Bewältigung der hier beschriebenen Aufgaben ist es enorm hilfreich, geeignete “Garten-Werkzeuge” zur Verfügung zu haben. Diese erleichtern beispielsweise das Ausfindigmachen neuer Seiten, verwaister Seiten (die nicht auf andere verlinken oder selbst keine Verlinkungen aufweisen) oder Redlinks.

Während einige Wiki-Lösungen diese Funktionen bereits mitliefern, erfordern andere die Installation spezieller Erweiterungen, und wiederum andere weisen sie nur bedingt bis gar nicht auf.

MediaWiki und BlueSpice verwenden zum Beispiel sogenannte Spezialseiten, welche die oben genannten Seiten oder Verlinkungen in Listenform darstellen.

XWiki und DokuWiki bieten zwar nicht so umfangreiche, aber definitiv ausreichend unterstützende Funktionen (zum Teil als Erweiterung, wie zum Beispiel verwaiste Seiten bei DokuWiki).

Confluence bietet standardmäßig auch einige Gardening-Tools, fördert die Verwendung von Redlinks jedoch leider nicht. Neu angelegte Seiten und die letzten Änderungen lassen sich über sogenannte Makros (in Seiten integrierbare Funktionen) anzeigen. Auf eine Auflistung verwaister Seiten können lediglich Bereichsadministrator*innen zugreifen.

Fazit

Die Etablierung eines Wiki-Gardening-Teams ist nicht nur eine strategische Entscheidung, sondern eine notwendige Maßnahme, um die Langlebigkeit und Nützlichkeit eines Wikis zu gewährleisten. Durch die kontinuierliche Pflege verhindern die Wiki-Gärtner*innen, dass das System zu einem unübersichtlichen Dschungel aus redundanten und veralteten Seiten wird. Dies ermöglicht allen anderen Wiki-Mitgliedern, sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können: die Erstellung wertvoller Inhalte.


Das Titelbild wurde via DALL·E 3 generiert.